Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2022

23 INTERVIEW MIT FRANCES TRÜMPER Frau Trümper, Sie setzen sich als Leiterin einer Fachberatungsstelle täglich mit dem Spielerschutz auseinander. Welche aktuellen Tendenzen erkennen Sie bei diesem Thema? Vor 30 Jahren gab es zwei Kategorien von Glücksspielenden: Automatenspieler und Spielbankenspieler. Heute haben sich die Spielformen multipliziert. Immer seltener haben Betroffene nur eine pathologische Spielform. Wir machen zunehmend die Erfahrung, dass in unterschiedlichen Spielphasen unterschiedliche Formen genutzt werden. Auch wenn es für Betroffene überwiegend einen Fokus gibt, muss es keinen Schwerpunkt geben. Es gibt Betroffene, die von Automatenspiel bis OnlineSlots und Sportwetten alles spielen. Es gibt nichts mehr, was es nicht gibt. Was berichten die Spieler, die in Ihren Arbeitskreis kommen, über die erweiterten Sperrangebote und OASIS? Sie sind extrem erleichtert, dass es die Sperrmöglichkeiten gibt. Das ist etwas, was ich bemerkenswert finde. Viele, die in die Beratung kommen, wissen schon, dass es die Möglichkeit zur Sperrung gibt. Die Realisation „Ich komme aus dem Glücksspiel einfach nicht heraus“ ist für viele eine sehr demütigende Erfahrung. Falls es allein nicht geklappt hat, ist es sehr hilfreich, wenn es eine Struktur gibt. Das wird als sehr, sehr unterstützend empfunden und dankbar angenommen. Als wie hoch schätzen Sie in diesem Kontext die Gefahren von illegalen Spielangeboten ein? Egal, ob terrestrisch oder online: Wir sehen uns einem großen illegalen Markt ausgesetzt. Es geht um viel Geld, und überall, wo viel Geld im Spiel ist, sind natürlich auch die interessiert, die sich nicht an rechtliche Vorgabepflichten halten. Dazu zählt auch die organisierte Kriminalität. Aber bei unseren Feldstudien und Begehungen haben wir festgestellt, dass es ein flächendeckendes Problem ist. Oft gibt es Ballungen von illegalen Glücksspielangeboten in den Kommunen. Das trifft nicht nur in Großstädten zu. Der Wegfall des 3. Geldspielgerätes in der Gastronomie hat mancherorts dazu geführt, dass als „Ersatz“ ein illegales Gerät aufgestellt wurde. Was macht für Sie gelungenen Spielerschutz aus? Die Spielsperre ist ein ganz wesentliches Element, das für die Spieler konkreten Schutz bedeutet. Bei illegalen Anbietern wird diese Sperre nicht angeboten. Das ist für den Spielerschutz katastrophal. Denn dieser funktioniert nur stringent. Wenn ein Bereich geschützt ist und der andere frei zugänglich, läuft ein großer Teil der Betroffenen Gefahr, sich im nicht geschützten Bereich auszuprobieren. Ein guter Spielerschutz muss deshalb flächen- deckend angeboten werden. Wie sehen Sie den aktuellen Stand des Spielerschutzes in den Spielbanken? Ich hatte in diesem Jahr das erste Mal wieder die Möglichkeit, mit den Spielerschutzbeauftragten in Kontakt zu kommen, und finde, dass sich viel getan hat. Ich habe die Menschen, die in dem Bereich eingesetzt sind, als deutlich aufgeschlossener erlebt als noch vor einigen Jahren. Das ist etwas, was ich als sehr positiv wahrgenommen habe. Wie kann der Spielerschutz noch verbessert werden? Ein guter Spielerschutz bedeutet auch, dass ich das Suchtpotenzial meines Angebots nicht einfach in die Höhe schrauben kann. Es ist wichtig, eine gute Balance zu finden – und zu halten. Für alle Anbieter von Geld- und Glücksspielen muss eingängig sein, dass ihr Angebot davon abhängig ist, die Vorgaben des Glücksspielstaatsvertrags einzuhalten. Ein geregelter Spielbetrieb ist wichtig, aber der Staatsvertrag hat Sucht-, Jugend- und Spielerschutz als grundlegende Ziele.

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