Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2021

Herr Kowala, die Gauselmann Gruppe ist ein starker Partner für die MERKUR SPIELBANKEN NRW. Stellen Sie uns doch bitte einmal die Organisation des Spielerschutzes bei Gauselmann vor. Im Zentralbereich Prävention der Gauselmann Gruppe arbeiten wir im Team mit zehn Kolleginnen und Kollegen. In erster Linie erstellt der Zentralbereich Sozialkonzepte, die für die Bereiche Spielstätten, Spielbanken, Sportwetten und Gastronomie sowie dem Online-Angebot gelten. Die dort beschriebenen Maßnahmen stehen auf einem ständigen Prüfstand, werden evaluiert und mit wissenschaftlicher Unterstützung weiterentwickelt. Deshalb sind wir stolz auf unsere Spielerschutzkommission, in der namhafte internationale Fachleute tätig sind. Als zentrales Mitglied der Spielerschutzkommission befindet sich der Zentralbereich Prävention in einem regelmäßigen Austausch mit Forschung, Wissenschaft und den Verbänden. Die Erstellung von Sozialberichten für Behörden gehört genauso zum Aufgabenfeld wie die Beratung aller Geschäftsbereiche und deren Fachabteilungen sowie die Organisation von Präventionsschulungen für die Mitarbeitenden. Zusätzlich sind elf Beschäftigte als Spielerschutzbeauftragte in den vier NRW-Spielbanken tätig. Sie sind dafür von ihrer arbeitsvertraglich vereinbarten Tätigkeit partiell freigestellt. Welche Schwerpunkte möchten Sie persönlich in den nächsten Jahren setzen? Ich stelle immer wieder fest, dass die verschiedenen Agierenden im Spielerschutz das Thema viel zu sehr aus der eigenen Perspektive betrachten. Die Wissenschaft ist naturgemäß in der Theorie unterwegs, wir als Anbieter operieren in der Praxis. Während das Hilfesystem sehr nah an den Menschen dran ist, bewegt sich die Politik oft auf einer anderen Ebene. Obwohl alle das Gleiche wollen, ziehen nicht immer alle Beteiligten an einem Strang. Deshalb ist mir ein enger Austausch sehr wichtig. Es gibt zahlreiche gute Ansätze, aber da könnte in meinen Augen noch mehr passieren. Daher ist es mir ein Anliegen, die unterschiedlichen Interessenvertreter und -vertreterinnen an einen Tisch zu bringen und gemeinsam den Spielerschutz zu optimieren. Was hat sich aus Ihrer Sicht mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag alles verändert? Ich beschreibe gerne eine ganz praktische Situation aus NRW, die ein Beispiel für nahezu das gesamte Bundesgebiet war. Das MERKUR CASINO Bad Oeynhausen und die MERKUR SPIELHALLE befinden sich in direkter Nachbarschaft. Bisher konnte ein gesperrter Gast des Casinos einfach in der Spielstätte weiterspielen oder umgekehrt. Es gab bislang keine einheitliche spielformübergreifende Sperrdatei. Alles war aufgrund der föderalen Strukturen landesweit unterschiedlich geregelt. Für den Spielerschutz eine schlechte Basis. Der neue Glücksspielstaatsvertrag hat damit Schluss gemacht. Mit OASIS existiert nun endlich bundesweit ein für nahezu alle Glücksspielformen verpflichtendes und spielformübergreifendes Sperrsystem. Das haben die Verbände und wir als Glücksspielanbieter schon lange gefordert. Allerdings begründet die spielformübergreifende Spielersperre die Gefahr, dass Spieler auf die für sie wichtige Sperre in einer Spielform (z.B. Spielbank) verzichten, weil sie nicht gleichzeitig auf das von ihnen als unproblematisch empfundene Spiel in einem anderen Glücksspielsektor verzichten wollen (z.B. Sportwette). Zur Optimierung des Spielerschutzes wird der Gesetzgeber hier noch nach- justieren müssen. Geben Sie uns doch bitte einen Ausblick in die Zukunft: Welche Entwicklungen und Heraus- forderungen sehen Sie beim Thema Spielerschutz in den nächsten Jahren? Die Glücksspielwelt ist in Bewegung und wird sich durch die fortschreitende Digitalisierung aus meiner Sicht stark verändern. Für diese Veränderungen werden wir auch neue Wege im Spielerschutz gehen müssen. Unabhängig davon ist der Spielerschutz eine im Vergleich noch relativ junge Disziplin und erfordert eine stetige Evaluierung und Anpassung. Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückschaue, ist es enorm, wie schnell sich dieser Bereich professionell entwickelt hat und welche Erfolge wir erzielen konnten. Das große Ziel ist weiterhinein, ein verantwortungsbewusstes Spiel zu ermöglichen und das können wir erreichen, wenn alle Interessenvertreter und -vertreterinnen gemeinsam an dieser Aufgabe arbeiten. »Obwohl alle das Gleiche wollen, ziehen nicht immer alle Beteiligten an einem Strang.« Jan Kowala ist Präventionsbeauftragter und Leiter des Zentralbereiches Prävention der Gauselmann Gruppe. Der studierte Kommunikationswirt interessiert sich schon lange für das Thema Psychologie und absolvierte zahlreiche Zusatzausbildungen, beispielsweise als systemischer Therapeut. Seit 2014 ist der 48-Jährige im Bereich des Spielerschutzes in der Glücksspielbranche tätig. 11 10 ZENTRALBEREICH PRÄVENTION INTERVIEW Interview mit Jan Kowala Leiter Zentralbereich Prävention der Gauselmann Gruppe »WIR WERDEN GEGENSEITIG VONEINANDER LERNEN UND PROFITIEREN« Für die MERKUR SPIELBANKEN NRW als staatlich konzessionierte Spielbankenbetreiber gehörte der Spielerschutz von Anfang an zum Selbstverständnis. Doch welche Auswirkungen hat die Privatisierung des Unternehmens auf den Bereich des Spielerschutzes? Wir sprachen mit dem Leiter des Zentralbereichs Prävention der Gauselmann AG, Jan Kowala, über die Chancen und Synergieeffekte, die sich durch die Integration der NRW-Spielbanken in die Gauselmann Gruppe ergeben.

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